Mittwoch 17. Oktober 2007

Ein Reisebericht von Niels

Busfahren in USA ist relativ entspannend, wenn die Entfernungen nicht so gewaltig wären. Wir waren den ganzen Tag „auf Achse“, um nach Atlanta zu kommen.

Landschaftlich gab es keine besonderen Erlebnisse. Teilweise hatten wir das Gefühl durch den Harz zu fahren, oder den Odenwald. Beeindruckend ist hier der Verlauf der Stromkabel, besonders in den Städten. Wahre Leitungsbündel die sich in chaotischen Massen von Mast zu Mast schwingen. Aber es scheint ja alles zu funktionieren, so lange kein Sturm einen Mast umlegt. Unsere TÜVs und ähnliche Behörden hätten ihre wahre Freude an dem umfangreichen Betätigungsfeld .

Ankunft in Atlanta mit ca. 30 Min Verspätung, so dass für die Damen wieder einmal extrem wenig Zeit zum Aufbrezeln zur Verfügung stand. wir Männer sind da ja immer etwas schneller .

Der Empfang in der Kirche war, wie immer, sehr herzlich. Das Gottesdienstritual war erheblich kürzer als an den Tagen zuvor – besonders der laustarke Teil des Preachers. Anscheinend hatte unser Wunsch nach etwas mehr Singen Erfolg. Wir hatten Wayne gegenüber den Wunsch geäußert, ein paar mehr Lieder singen zu dürfen.

Karin hat ihre Feuertaufe bestanden und „We Lift You Higher Lord“ zum ersten Mal in der Öffentlichkeit gesungen. Natürlich war SIE mit ihrem Vortrag nicht zufrieden – aber welcher „Star“ ist das schon .
She did a good Job!!

Es ist schon ein besonderes Gefühl, vor einem Auditorium zu singen, das versteht und fühlt, wovon wir singen. Die Begeisterung der Zuhörer – die man teilweise schon als Mitwirkende bezeichnen kann, denn ihre Zustimmung zu den gesungene Texten und ihre Begeisterung kommt unüberhörbar – wirkt sich auf den ganzen Chor aus. Alle sind präsent und bringen auch eine andere Begeisterung rüber als daheim, im kühlen Norden. Hoffentlich bleibt davon noch ganz viel für ganz lange Zeit erhalten. Diese Reise ist eine große Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Der Abend endete diesmal nicht mit einer üppigen Abendverpflegung seitens der Kirchengemeinde, sondern mit ganz unterschiedlichen „Grüppchen“-Essen auf dem Rückweg zum Hotel (KFC und ähnliches, Mexikaner).

Ein Tag geht zu Ende und der morgige Tag ist ein FREEDAY. Zeit, sich ein wenig in Atlanta umzuschauen, bevor es dann weiter nach Memphis geht.

Bis die Tage
Niels

Dienstag 16.10.07

Heute durften wir einigermaßen ausschlafen. Viele kamen erst um 9 Uhr zum Frühstück, was eigentlich nach 9 Uhr nicht mehr serviert wird. Aber der nette Koch hat Überstunden gemacht und so haben wir alle ein leckeres Frühstück bekommen. Um 11 Uhr fuhren wir dann zu einem College, wo uns Wayne ein Konzert angekündigt hatte. Dort fand aber wieder ein Gottesdienst statt. Und wieder war die Predigt sehr anstrengend und aufregend. Nach dem anschließenden Mittagessen, das uns die Kirchengemeinde bereitet hatte, kamen daher alle noch einmal zu einem Gespräch zusammen, um zu besprechen, was eigentlich (wieder) passiert war. Puh, das ist ein hartes Stück Brot, das wir da zu knabbern haben.

Nachmittags konnten wir uns dann beim Shoppen oder Sightseeing in Louisville entspannen. Und morgen steht die extra lange Tour nach Atlanta auf dem Programm.

Montag 15.10.07

Roswithas Versuch, über Montag, den 15. Oktober 2007 zu berichten.

Mit 1 1/2-stündiger Verspätung kommen wir in der Kirche in Lexington an und werden dort wie überall vorher warmherzig empfangen. Bis wir umgezogen und in der Kirche sind, ist eine weitere halbe Stunde vergangen. Die Gemeinde begrüßt uns freudig und ist schon aufgeheizt.Dazu wären natürlich nicht zwei Stunden nötig, sondern es genügen auch zwei Minuten.Wo die Gemeinde doch nun schon so lange auf uns gewartet hatte – sie wurden inzwischen sicherlich bestens unterhalten und bewegt – dauert aus meiner Sicht die Vorereitung auf die Chöre erstaunlich lange.

Dann endlich startet Wayne mit seinem PMC (Progressive Mass Choir). Zu unserer großen Überraschung wird es eine Show – bestes Entertainment. Er stellt den Chor ganz langsam zusammen, so als müsste er sich alles erst jetzt überlegen. Dann geht es los – und er stoppt gleich wieder, weil ihm das Lied als Einstieg nicht gefällt. Mit dem nächsten und übernächsten Lied geht es ebenso. Da jedes Lied wunderschön anfängt, sind wir als Zuhörer jedesmal aufs Neue enttäuscht, dass wir das schöne Lied nicht zu Ende hören können. Dann schlägt eine Sängerin vor etwas zu singen. Sie darf. Sie hat eine wunderbare Stimme. Wird jedoch schnell wieder unterbrochen. Inzwischwen haben auch wir kapiert, dass es sich hier um kabarettistisches Entertainment handelt. Dann schlägt Tee Schaffer (die uns schon auf der Busfahrt als perfekte Schauspielerin aufgefallen war) ein Lied vor, und wir erleben ihren herrlichen Gesang – für eine Minute. Dann lässt Wayne wieder abbrechen. Das geht noch mit zwei Liedern so weiter, die ihm als Einstieg nicht gefallen. Dann schließlich können wir dem herrlichen Chor entspannt/angespannt lauschen. Wunderbar. Wärend der Showeinlage schien der Chor immer ungehaltener zu werden. Supertoll geschauspielert. Es folgen noch zwei Lieder vom PMC. Überwältigend gut und harmonisch und ein toller Ansporn für uns.

Anschließend geben die Stormis ihr Bestes. Animiert durch die mitreißende Gemeinde sind wir auch gut in Form. Die Gemeinde hört in jedem gesungenen Wort die Botschaft und verstärkt sie durch Zurufe.
Der Saal ist ein brodelnder Kessel, über uns kreisen Ventilatoren. Nach drei Liedern ist unser Singpart schon beendet.

Es wird wieder einhämmernd gepredigt. Dann erfolgt durch die Gemeinde die Aufforderung an einen besonderen reverend, der anwesend ist, doch auch noch zu predigen, obwohl es schon recht spät ist. Der legt dann noch mehr los. Die Anfeuerungen durch die Gemeinde erfolgen pausenlos mit „yes, sir“, „you are right“, „that’s right“, „go on“, „ehem“, „aha“,“pray“, „do it“ usw. usf. Diesmal geraten jedoch nicht die Gemeindeglieder in komplette Extase, sondern der Prediger selbst.

Jeder Gottesdienst ist außergewöhnlikch für uns, und jeder auf eine andere Art und Weise.

Anschließend sind wir zu einem leckeren Essen eingeladen. Es gibt Spaghetti bolognaise und leckeren Salat. Alles schmeckt köstlich. Schnell wird gegessen und dann geht es ab zurück ins Hotel. Völlig übermüdet fallen wir um 0:30 Uhr ins Bett. Immerhin bin ich morgens um 5:00 Uhr aufgestanden.

Sorry für den mageren Bericht über den Gottesdienst. Mir fehlen einfach die Worte für das was da vor sich geht. Einige von uns halten es kaum noch aus. Aber die meisten von sind offen für neue Eindrücke, die wir ja nicht unbedingt teilen müssen. Tatsache ist jedoch – unser Gesang wrd immer intensiver. Im persönlichen Gespräch werden wir ausführlicher werden.

Gleich ist wieder eine Busfahrt zu Ende. Also keine Zeit mehr zu schreiben.

Wir freuen uns darauf, euch berichten zu können.

Sonntag 14.10.07

Heute begann der Tag mit einem Gottesdienst um 8:00 Uhr, Abfahrt am Hotel um 7:00! Ganz toll war es, dass das Fruehstueck im Hotel erst ab 7:00 Uhr serviert wird. Dennoch haben wir um 6:20 Uhr ein Fruehstueck bekommen, nachdem das Servicepersonal „eben schnell“ das Buffet fertig gemacht hat.

Der erste Gottesdienst fand in Waynes Gemeinde statt und viele von uns mussten lernen, dass Gottesdienste hier anders, insbesondere lebhafter ablaufen als bei uns zu Hause. Die Predigt und die Gebete waren bei diesem zweistuendigen Gottesdienst fuer die meisten noch relativ gut zu verstehen.
Nach dieseem ersten Gottesdienst sind wir dann wieder mit dem gemeindeeigen Bus, einem Van und einigen Privatwagen zur naechsten Kirche gefahren. Der Gottesdienst dort, drei Stunden lang, war erheblich anstrengender, denn die Predigt konnte kaum noch jemand verfolgen. Dafuer war die Euphorie groesser: mehrmals mussten Gottesdienstteilnehmer von den anwesenden Krankenschwestern versorgt werden, da sie sich mit ihrem „Thank you, jesus“ voellig verausgabt hatten. Nach dem Gottesdienst wurden wir dann von der Gemeinde noch zum Mittagessen eingeladen und anschliessend ging es zurueck zum Hotel. Die meisten haben sich dann erstmal ein wenig erholt, einige sind aber auch ganz tapfer shoppen gegangen.

Um 17.00 Uhr wurden wir dann wiederum abgeholt und zu einer weiteren Kirche gebracht, in der wir ein Konzert zusammen mit dem PCM gegeben haben. Die Kirche war zwar nicht voll, aber es war trotzdem ein Erlebnis: Unser erstes Konzert in den USA!

Die Menschen hier sind alle total freundlich und haben uns ueberall herzlich willkommen geheissen. Sie sind von unserer Art des Gospels alle voellig angetan.

Anschliessend ging es dann wieder zurueck zum Hotel und nach einem Abendessen fallen wir jetzt gleich totmuede ins Bett. Morgen werden wir hier um 8.30 Uhr starten. Wir fahren dann nach Louisville.

Wir sind gut gelandet

Am 13.10. ging es morgens um 6:30 Uhr auf dem Hamburger Flughafen los. Beim Einchecken kamen schon die ersten Geruechte auf, dass nicht alle den Anschlussflug in NY bekommen wuerden. Der Flug HH – NY war mit 8,5 Stunden richtig lang, aber wir haben Groenland und Kanada von oben gesehen, toll! Beim Landeanflug auf NY haben wir auch die Freiheitsstatue und natuerlich die Skyline von NY gesehen.

Tatsaechlich bewahrheitete es sich dann, dass vier Stormis nicht auf den Anschlussflug gebucht waren. Sie sind ueber Chicago nach St. Louis geflogen und hier mit rund 3 Stunden Verspaetung angekommen . Die anderen sind hier um 18:30 Uhr Ortszeit (sieben Stunden Differenz zur Heimat) gelandet.

Nachdem Waynes Gemeinde uns noch zum Abendessen eingeladen hatte, fallen wir nach rund 24 Stunden auf den Beinen totmuede ins Bett und die Ersten schlafen sicherlich auch schon.

Morgen berichten wir Euch dann von den beiden Mamutgottesdiensten (mindestens zwei, wenn nicht drei Stunden) und unserem ersten Konzert im Heimatland des Gospels.

Predigten in schwarzen Baptistengemeinden

Bereits in St. Louis hatten wir erlebt, dass Gemeindemitglieder während der Predigt völlig ekstatisch „ausgeflippt“ sind. In Lexington geschah dies auch – mit dem Prediger. Angeheizt von der Gemeinde redete er sich völlig in Rage. Für uns ist dies immer wieder eine befremdliche Erfahrung. Vorher ist die Stimmung in der Kirche richtig toll, der Gesang gelingt uns wie sonst selten und dann beginnt der Prediger und die Stimmung explodiert förmlich. Dann sitzt man da, kann dem Wortschwall kaum folgen und hat den Eindruck „im falschen Film“ zu sein. Die Menge jubelt, der Prediger sagt (soweit man das mitbekommt) sehr deutliche Worte z.B. zur Situation in der Gemeinde, dass sie sich mehr für die Menschen einsetzen müsse und weniger mit sich selber beschäftigt sein soll und gerät dabei föllig ins Schwitzen, seine Stimme überschlägt sich und die Kirche brodelt. Irre! Das passt so garnicht zu unserem Verständnis von Kirche und auch nicht zu unserem Verhaltenskodex in einer Kirche. Man ist völlig verwirrt und weiss nicht, was man denken soll. Das dauert sicher noch eine ganze Zeit, bis man das verdaut hat …